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Alles im Blick

In den Forsten von Faber-Castell im brasilianischen Minas Gerais herrscht von Juli bis Dezember Trockenzeit. Wie die Mitarbeitenden vor Ort mit modernster Technik und einer ausgefeilten Strategie dafür sorgen, dass Waldbrände gar nicht erst entstehen.


Der Kamerablick auf dem Computerbildschirm schweift über das schier endlose Grün von Kiefernwäldern. Am Horizont ist rotbraune Erde zu sehen, ein paar Schäfchenwolken am Himmel. Dann zoomt die Kamera heran, hinter das Grün der Wälder, in die buschige Savannenlandschaft von Minas Gerais im Südosten Brasiliens, wo jetzt, immer größer, eine Rauchfahne zu sehen ist. Vor dem Bildschirm sitzt Kelen Pedroso, Forstingenieurin von Faber-Castell vor Ort in Brasilien. Das Bild ist gestochen scharf, man hat das Gefühl, die Blätter zählen zu können. „Hier, daneben ist auch noch Rauch, sehen Sie das?“, fragt Pedroso: „Das ist eindeutig Feuer.“ Sie ist zuständig für die Kiefernforste, die Faber-Castell in Brasilien betreibt. 8.200 Hektar Wald für die nachhaltige Holzproduktion von Stiften. „Das Jahr 2021 ist wirklich extrem“, fügt Pedroso hinzu und meint die Zahl kleiner Feuer in den vergangenen Oktober-Wochen. Sechs Monate Trockenzeit sind üblich hier in der Region – aber nun hat es bereits seit acht Monaten nicht geregnet.

Unsere Brandschutzmaßnahmen im Video (engl.)

Hinweis: Das Video wird gegenwärtig nur in englischer Sprache angeboten.

Feuer scheren sich nicht um Grenzen


Seit 40 Jahren bewirtschaftet Faber-Castell in Brasilien die Kiefernforste, die sich mit regionaler Vegetation abwechseln. In dieser Zeit hat sich die Zahl der hier lebenden Tierarten vervielfacht, über 700 Spezies bietet das weitläufige Gelände von Faber-Castell eine Heimat. 20 Jahre wächst eine Karibische Kiefer, bis sie geerntet wird, um einem neuen Setzling Platz zu machen. Forstwirtschaft ist ein langsames Geschäft. Brände wären verheerend, für die Flora, für die Tierwelt – aber zweifellos auch für die Holzproduktion. „Wenn ein Feuer eine Baumkrone erreicht hat, springt es in Windeseile über, dann verlieren Sie den kompletten Wald“, weiß Pedroso. Die Bäume aber sind gleichermaßen Werkstoff und Kapital für Faber-Castell. Pedroso und ihre Kolleg*innen wachen hier gewissermaßen auch über eine Schatzkiste aus Holz.

Die Mitarbeitenden vor Ort setzen deshalb seit Jahren erfolgreich auf eine mehrstufige Strategie, um brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit den hochauflösenden Kameras scannen Menschen von ihrem Büro aus den gesamten Tag über die Umgebung. Die soeben gesichteten Rauchsäulen liegen außerhalb des Gebiets, das Faber-Castell gehört. Das Team setzt allerdings auf eine umfassende Methode: Man schaut nicht nur auf die eigenen Forste, sondern auch auf die umliegende Gegend. Feuer scheren sich schließlich nicht um Grundstücksgrenzen. 

Eine Drohne unterstützt aus der Luft


„Die wichtigste Prävention ist Aufklärung“, sagt Pedroso. Sie und ihre Kolleg*innen sind häufig unterwegs, um den Menschen in der Nachbarschaft den umsichtigen Umgang mit Feuer nahezubringen – und die Gesetzeslage, die insbesondere in Trockenzeiten wie diesen besonders strenge Vorschriften vorgibt. Trotzdem benutzen Landwirt*innen immer wieder Feuer, weil es bequem ist – zum Beispiel, um ihre Grundstücke von Buschland zu säubern oder um Reste von Zuckerrohr zu verbrennen. Das ist leichtsinnig und einer der Gründe, warum in der kleinen Zentrale von Faber-Castell beständig die Region nach Rauch abgesucht wird. Ein Job, der noch vor einigen Jahren von Kolleg*innen übernommen werden musste, die auf Plattformen hoch über den Wäldern mit eigenen Augen die Gegend überprüften. „Das war ein Knochenjob“, sagt Pedroso. „Es war heiß und man war den ganzen Tag allein.“ Es war auch nicht immer leicht, flirrende Luft, Staub oder Rauchsäulen auseinander zu halten. Stattdessen sind auf den Plattformen nun Kameras installiert, die vom Computer aus ferngesteuert werden können. Die Kameras sind leistungsstärker und effektiver für alle Seiten. Mit den drei Stück lässt sich ein Großteil des Gebiets überwachen. 

Parallel dazu setzen Pedroso und das Team auf Satelliten und computergestützte Datenauswertung. Die Forstingenieurin schaltet auf ein anderes Programm um, das die gesamte Umgebung rund um die kleine Stadt Prata aus Satellitenperspektive zeigt. Die verschiedenen Forste von Faber-Castell sind hier mit Farben je nach Alarmstufe codiert. Sollten sie rot erscheinen, wissen die Mitarbeitenden, dass besondere Vorsicht geboten ist. Die Satelliten sind sogar imstande, die Hitze auf dem Boden so zu messen, dass sie kleine Brandherde identifizieren können, die dann als Feuersymbole auf der Landkarte auftauchen. „Per Motorrad kann man in solchen Situationen schnell in die Umgebung fahren und sich vor Ort ein Bild machen“, erklärt Pedroso. Auch über eine Drohne verfügen sie hier, um sich aus der Luft zu informieren. Und schließlich, sollte tatsächlich einmal ein Feuer in der Nähe entstehen, rückt die eigene Feuerwehr aus, mit Löschfahrzeugen und bis zu 50 Personen im Einsatz.

Ein umfassend komplettes System


Die Notrufnummer der werkseigenen Feuerwehr hat Faber-Castell an die Bevölkerung der näheren Region verteilt. „Wenn jemand in unserer Nähe ein Feuer sichtet, soll er uns rufen“, bekräftigt Pedroso. Auch das ist Teil des Brandschutzkonzepts. Die öffentliche Feuerwehr in Brasilien hat nicht die Kapazitäten, um sich um kleinere Waldbrände zu kümmern. Eine besondere Gefahrenquelle stellt das trockene Buschwerk entlang der Straßen dar, rund 80 Prozent der Feuer brechen hier aus. Teilweise wird es deswegen zur Vorsorge kontrolliert abgebrannt. Auch das ist eine erfolgreiche Prävention.
In der Einsatzzentrale, wo Pedrosos Kolleg*innen die Kameras überwachen, hat ein Mitarbeiter mittlerweile die Rauchsäule lokalisiert und vor Ort angerufen. Die Rauchentwicklung ist unter Kontrolle. Das Sicherheitsnetz aus Prävention, Überwachung und Menschen im Einsatz hält. Unlängst sei ein renommierter brasilianischer Forstexperte bei Faber-Castell zu Besuch gewesen, um sich die Brandschutzmaßnahmen anzusehen: „Er hat gesagt, dass unser System wirklich sehr umfassend komplett sei“, sagt Pedroso. Das Satellitenkonzept, mit dem das Team arbeitet, ist ansonsten eher in der Landwirtschaft im Einsatz. Früher, erzählt die Forstingenieurin von Faber-Castell, hätten viel häufiger die Löschfahrzeuge auf Verdacht ausrücken müssen oder seien auch mal an die falschen Stellen gefahren: „Wir sind wirklich sehr effizient und sehr gut informiert.“