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113 Jahre Castell 9000

Kann ein Bleistift glücklich machen? Zu ganz neuen Einfällen inspirieren? Die Geschichte des berühmten Castell 9000 zeugt davon. Der tannengrüne, sechseckige Bleistift hat für legendäre Ereignisse und Kreationen gesorgt. So posierte einst Skandalkünstler Joseph Beuys mit ihm für einen Kunstband, als sei dieser ein kreatives Ausrufezeichen. Das Schreibuntensil, 1905 von Alexander Graf von Faber-Castell entwickelt, inspirierte den Special-Effect Künstler Carlo Rambaldi zur Skizze eines schrulligen Außerirdischen, der Millionen Kinozuschauer später als E.T. zu Tränen rührte. Und Günter Grass, Schriftsteller, Literatur Nobelpreisträger und begnadeter Zeichner, verliebte sich in das in 16 Härtegraden erhältliche Schreibwerkzeug und aquarellierte es samt Köcher, versehen mit den hintergründigen Zeilen: Wörter auf Abruf. Alle Bleistifte angespitzt. Und doch wird ein Rest ungesagt bleiben. Der Castell-Klassiker hat in seinen 113 Lebensjahren allerhand erlebt und angeregt.

… in grünem Gewande

Viele Jahrzehnte lang behauptete sich der edle „Polygrades“ als unangefochtenes Spitzenprodukt des Hauses A.W. Faber. Doch mit dem gelbpolierten „Koh-I-Noor“ der Firma Hardtmuth wuchs ein ernsthafter Konkurrent heran. Deshalb wurde 1898 beschlossen, einen „neuen mustergiltigen“¹  Bleistift zu kreieren. Nach jahrelangen Versuchen und der Investition in eine moderne Graphitreinigungsanlage gelang es dem Chemiker Dr. Böhm, mit Hilfe eines von ihm entwickelten Verfahrens eine Mine von außergewöhnlicher Feinheit zu gewinnen. Zunächst wollte man dem neuen Stift, der in 16 Härtegraden produziert wurde, eine hochrote Farbe geben, um ihn deutlich von dem gelben „Koh-I-Noor“ abzusetzen und damit unverwechselbar zu machen. Doch verwarf man den Gedanken wieder, um jegliche Ähnlichkeit mit der rotpolierten Serie „Vulkan“ des Konkurrenten Johann Faber zu vermeiden. Schließlich entschied man sich für ein „leuchtendes Grün“, das exklusiv der neuen Produktserie vorbehalten bleiben sollte. „Der neue … Stift erschien also im grünem Gewande“². Doch wie sollte man die neue Premium-Serie bezeichnen?  Er harrte noch seines Namens…“³  Da kam Alexander Graf von Faber-Castell auf die geniale Idee, dem Bleistift den Namen seines eigenen Adelsgeschlechts zu leihen: Der Fabrikherr hob den Neuling aus der Taufe und nannte ihn „Castell“.  
Umgehend machte man sich daran, den Stift in 16 Härtegraden serienmäßig zu produzieren und „mit reichem Echtgoldstempel geschmückt“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Um das grüne Castell-Sortiment „in der auffälligsten Weise“  weltweit bekannt zu machen, wurde ein Werbemotiv entworfen, das auf die jahrhundertelange Geschichte der hochadeligen Familie „Castell“ verweist:  zwei Ritter kämpfen am Fuße eines Burgberges gegeneinander, doch statt Lanzen tragen sie Bleistifte – der Unterlegene einen gelben und der Sieger natürlich einen leuchtend grünen!

Der Castell - Stift ging um die Welt, der Kampf der Bleistiftritter wurde zum Markenzeichen des Unternehmens Faber-Castell.⁴

[1] Konferenz 1902, DF 05-0021 Der neue sechseckige Stift erschien also in grünem Gewande

[2] DF 03-0037, S. 11

[3] DF 03-0037, S. 11

[4] DF 03-0037, S. 11

Historisches Video über den Castell 9000